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DGKN-Nachwuchspreise 'Klinische Neurophysiologie' und 'Neurosonologie' vergeben
© DGKN/UKJ/Klin. Medienzentrum/M. Szabo

DGKN-Nachwuchspreise 'Klinische Neurophysiologie' und 'Neurosonologie' vergeben

Die DGKN e.V. hat auf dem DGKN-Jahreskongress in Hamburg vier herausragende NachwuchsforscherInnen ausgezeichnet. Erstmals erhielten drei WissenschaftlerInnen den Nachwuchsförderpreis Klinische Neurophysiologie mit einem Preisgeld von insgesamt 4.500 Euro.

Sie überzeugten mit Ihren Arbeiten zur nicht invasiven elektrischen Hirnstimulation beim essenziellen Tremor, zur Tiefen Hirnstimulation bei idiopathischem Parkinson-Syndrom sowie zur Charakterisierung vorher nicht bekannter Nervenzellen des Schläfenlappens, die eine wichtige Rolle bei Orientierung und Gedächtnis spielen. Den mit 3.500 Euro dotierten Nachwuchsförderpreis Neurosonologie erhielt eine Wissenschaftlerin, die Nerven- und Muskelultraschall-Untersuchungen bei Immun-Neuropathien erforscht.

Einsatz hochauflösender Ultraschalltechnik in der Neuropädiatrie

Bild: Prof. Dr. Christian Grefkes-Hermann überreicht die Nachwuchsförderpreise „Klinische Neurophysiologie“ und „Neurosonologie“ an die PreisträgerInnen: Dr. Dr. Lukas Kunz (o. l.), Dr. Roxanne Lofredi (o. r.), Dr. Dr. Sebastian Schreglmann (u. l.), Dr. Anna Fisse (u. r.) ©DGKN/Jan Wassmuth.
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Höchstes Niveau und drei gleichrangige Arbeiten – erstmals wurde der Nachwuchsförderpreis für Neurophysiologie geteilt: „Wir verzeichnen in diesem Jahr einen erfreulich hohen Zuspruch. Es wurden viele sehr gute Arbeiten eingereicht. Ich bin beeindruckt von der innovativen Forschung, die junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier leisten“, erklärte Prof. Dr. Christian Grefkes-Hermann, Präsident der DGKN.

Neuer Zelltyp für die Raumkarte des Gehirns

Orientierungslosigkeit und Navigationsprobleme gehören zu den typischen Zeichen diverser neurodegenerativer Erkrankungen. Einer der drei Preisträger des Nachwuchsförderpreises Klinische Neurophysiologie, Dr. Dr. Lukas Kunz von der Universität Freiburg, der aktuell einen Forschungsaufenthalt an der Columbia University New York absolviert, hat nun in einer wegweisenden Studie einen bisher unbekannten Zelltyp im Schläfenlappen beschrieben, der vermutlich eine Schlüsselrolle bei Navigation und Gedächtnis spielt. Kunz konnte zeigen, dass diese von ihm als „egozentrierte Richtungszellen“ bezeichneten Zellen aktiver werden, wenn sich die PatientInnen erfolgreich an Orte in der räumlichen Umgebung erinnern. „Diese Ergebnisse liefern einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der neuronalen Grundlagen von räumlicher Navigation und räumlichem Gedächtnis beim Menschen“, so Prof. Dr. Grefkes-Hermann. „Damit lassen sich Erkenntnisse darüber gewinnen, welche Hirnmechanismen beeinträchtigt sind, wenn Erkrankungen wie die Alzheimer-Demenz zu Gedächtnisverlust und Desorientiertheit führen.“

Tiefe Hirnstimulation: kognitive und motorische Nebenwirkungen verhindern

Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist eine wirksame Therapie bei fortgeschrittenem idiopathischem Parkinson-Syndrom – doch sie kann kognitive und motorische Nebenwirkungen haben. Dr. Roxanne Lofredi von der Charité Berlin, Preisträgerin des Nachwuchsförderpreises Klinische Neurophysiologie, hat mit ihrer Arbeitsgruppe die Reaktionszeiten des Startens und Stoppens von Bewegung mit ein- und ausgeschalteter THS verglichen. Dabei zeigte sich, dass die THS einerseits mit beschleunigter Initiierung, zugleich aber auch mit einem verzögerten Stoppen von Bewegungen assoziiert war. „Diese Arbeit ist ermutigend, denn sie könnte das therapeutische Fenster für Stimulationseinstellungen bei PatientInnen mit Morbus Parkinson erheblich vergrößern“, so begründete Prof. Dr. Grefkes-Hermann die Entscheidung der Jury.

Effektive Form der Tremor-Suppression

Dr. Dr. Sebastian Schreglmann von der Universität Würzburg erhielt den Nachwuchsförderpreis Klinische Neurophysiologie für eine translationale Arbeit. Sie zeigt eine neuartige, effektive Form der Suppression des essenziellen Tremors mittels nicht invasiver elektrischer Hirnstimulation. Dieser Tremor ist eine der häufigsten Bewegungsstörungen des Menschen überhaupt und tritt unabhängig vom Parkinson-Syndrom auf. Schreglmann gelang es, ein innovatives Verfahren zur Phasenbestimmung in Echtzeit zu entwickeln und Methodik und Effekt der phasenspezifischen Stimulation des Zerebellums mittels Oberflächenelektroden zu etablieren. Die Studie wurde hochrangig in „Nature Communication“ publiziert, aktuell arbeitet Sebastian Schreglmann in der Klinik und Poliklinik Neurologie der Universität Würzburg daran, die Pilotdaten umzusetzen. Die Jury begründet die Auszeichnung mit dem innovativen Ansatz und einem hohen Nutzen für die Therapie: „Die Einbindung von Echtzeit-Analysen krankhafter Netzwerkmuster in Stimulationsprotokolle ist hoch innovativ und ein vielversprechender Schritt in Richtung einer personalisierten Therapie von Bewegungsstörungen“, sagte Prof. Grefkes-Hermann.

Innovative Ultraschall-Diagnostik bei Immun-Neuropathien

Mit dem Nachwuchsförderpreis Neurosonologie wurde PD Dr. Anna Fisse von der Klinik für Neurologie an der Ruhr-Universität Bochum – St. Josefs-Hospital ausgezeichnet. Sie erforscht autoimmun-entzündliche Neuropathien, eine immunologisch bedingte Erkrankung des peripheren Nervensystems, und arbeitet an einer Verbesserung der Patientenversorgung durch hochauflösenden neuromuskulären Ultraschall. Zusammen mit ihrer Arbeitsgruppe konnte sie zeigen, dass sich mittels neuromuskulären Ultraschalls autoimmun-entzündliche Neuropathien mit axonaler Schädigung von nicht entzündlichen Neuropathien differenzieren lassen. Außerdem konnte Dr. Fisse bei der seltenen chronisch inflammatorisch demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) die Variabilität der Nervenquerschnittsfläche als Verlaufsmarker bestätigen, die Nerven-Echogenität als prognostischen Marker sowie die Muskel-Echogenität im Ultraschall als Maß des axonalen Schadens. Das renommierte „European Journal of Neurology“ publizierte die Studie in drei Teilen. „Frau Dr. Fisse hat in den letzten Jahren den Schwerpunkt Nervensonographie in Deutschland maßgeblich geprägt und die Diagnostik enorm vorangebracht“, so die Begründung von Prof. Dr. Alexander Grimm, Jury-Mitglied und Mitglied der DGKN-Kommission Ultraschall.