Auch der 65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie vom 10.3.-12.3.2021 fand aufgrund der Corona-Pandemie online statt. Dabei wurden die positiven Erfahrungen aus 2020 genutzt, um die Abläufe weiter zu verbessern: Diesmal wurden fast alle Vorträge im wissenschaftlichen Programm live gehalten. Per Chat konnten die ZuhörerInnen direkt mit den Vorsitzenden Kontakt aufnehmen. Nach jeder Sitzung gab es Break-Out-Rooms, in denen Teilnehmende sich mit Vortragenden und anderen KollegInnen austauschen konnten. 1061 Teilnehmende nutzten das Angebot, am Kongress von ihrem Schreibtisch aus teilzunehmen. Zur Auswahl standen insgesamt 39 Symposien, welche in drei parallenen Livestreams von 211 DGKN Referenten präsentiert wurden. Die Fortbildungsakademie ergänzte das Programm mit 43 Kursen und 111 ReferentInnen.
International renommierte ExpertInnen im digitalen Live-Vortrag
In der Eröffnungsveranstaltung wurden die Teilnehmenden u.a. begrüßt vom Präsidenten der Goethe-Universität Professor Enrico Schleiff und dem Vorstandsvorsitzenden und Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums Frankfurt, Professor Jürgen Graf. Ein Highlight war der Vortrag von Prof. Wolf Singer, einem der weltweit bedeutendsten Neurophysiologen und Hirnforscher. Der ehemalige Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung sowie Gründungsdirektor des Ernst-Strüngmann-Instituts für Neurowissenschaften und des Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) in Frankfurt/Main forscht an den neuronalen Grundlagen höherer kognitiver Funktionen. Seine Thesen zur Willensfreiheit werden kontrovers diskutiert.
Am ersten Kongressabend gab es Keynote-Lectures mit zwei internationalen Top-ExpertenInnen: Prof. Alon Friedman (Halifax) zur Rolle der Blut-Hirn-Schranke bei Epilepsien und Prof. Jens Dreier (Berlin) zum neurologischen Phänomen „Spreading Depression“. Im Präsidentensymposium sprachen Prof. Philippe Kahane (über sEEG), Prof. Lawrence Hirsch (über Langzeitmonitoring auf der Intensivstation) und Prof. Peter Wolf (über Epilepsie als Systemerkrankung) – ebenfalls anerkannte Größen ihres Fachs.
Wissenschaft und Fortbildung: das Spektrum der Neurologie in drei Tagen
Das wissenschaftliche Programm umfasste wie immer die gesamte Bandbreite der klinischen Neurophysiologie. Themenschwerpunkte wurden im Bereich des EEGs und MEGs, der
Epilepsien, der Konnektivität und Funktionellen Bildgebung sowie des intraoperativen Monitorings gesetzt. Auch die Anwendung neurophysiologischer Methoden auf der Intensivstation und der Einsatz nicht-invasiver und invasiver Hirnstimulationsverfahren wurden diskutiert.
Im Richard-Jung-Kolleg, 2021 erstmalig unter Leitung von PD Dr. Daniel Zeller, hatten die Teilnehmenden mit über 43 Kursen in Form von Webinaren spannende Möglichkeiten zur Fortbildung und zur Methodenzertifizierung. Die Symposien der Jungen Klinischen Neurophysiologen (JKN) sowie zwei Symposien der kürzlich in den Neurofächern habilitierten Kolleginnen und Kollegen rückten den wissenschaftlichen Nachwuchs in den Fokus. Wem der gesellige Aspekt eines Anwesenheitskongresses fehlte, der war zu einem von den JKN organisierten, virtuellen Get-Together eingeladen.
Interdisziplinäre und internationale Vernetzung
Die Methoden der Neurophysiologie sind hochrelevant für verschiedene medizinische Fachbereiche, der Fortschritt wird durch aktuelle Trends wie künstliche Intelligenz, Machine Learning, Genetik und den weltweiten Datenaustausch beschleunigt. Der Kongress zeigte nicht nur die neuesten Entwicklungen, sondern förderte durch zahlreiche Joint Sessions mit internationalen Fachgesellschaften auch den interdisziplinären Austausch, darunter die Deutsche Schmerzgesellschaft, American Clinical Neurophysiology Society (ACNS), Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (DGfE), Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP), Organization of Human Brain Mapping (OHBM) und Deutsche Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI). Dabei ist es gelungen, eine einzigartige Community zu schaffen aus wissenschaftlichen Koryphäen, erfahrenen und jungen Kolleginnen und Kollegen aus den Neurowissenschaften und klinischen Fächern wie Neurologie, Psychiatrie, Neurochirurgie, Intensivmedizin oder Physiologie – auch oder vielleicht gerade im Rahmen des digitalen Kongresses, an dem jede und jeder vom eigenen Schreibtisch aus teilnehmen konnte.
Intensive Medienarbeit vor und nach dem Kongress trug dazu bei, potenzielle TeilnehmerInnen auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen und die Berichterstattung zu fördern. Die Online-Pressekonferenz wurde von 29 JournalistInnen der neurologisch-medizinischen Fachmedien sowie wissenschaftlich orientierten Publikumsmedien besucht.
Kongresspräsident
Prof. Dr. med. Felix Rosenow, Leiter des Epilepsiezentrums Frankfurt Rhein-Main der Goethe Universität Frankfurt, Präsident der DGKN
Kongresssekretärin
Dr. med. Catrin Mann, Funktions-Oberärztin am Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main der Goethe Universität Frankfurt
Kongressorganisation
Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH, Juliane Meißner
DGKN Pressestelle
albertZWEI media GmbH, Sandra Wilcken
Kongress-Website