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Elektromyografie (EMG) und Elektroneurografie (ENG)

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EMG-Elektrode. © UKJ/Klin. Medienzentrum/I. Rodigast

Elektromyografie: Messung elektrischer Aktivität von Muskeln

Mit der Elektromyografie lassen sich die Folgen eines Nervenschadens in denjenigen Muskeln nachweisen, die von dem betroffenen Nerven gesteuert werden. Die Folgen hängen zum einen von der Art des Nervenschadens ab, zum anderen von dem Zeitraum, der zwischen dem Zeitpunkt der Schädigung und dem Zeitpunkt der Untersuchung liegt. Auch lassen sich charakteristische Folgen einer Heilung nach einem Nervenschaden elektromyografisch oft gut erkennen. Dies macht die Elektromyografie zu einer der wertvollsten Methode der neurophysiologischen Diagnostik bei Schäden peripherer Nerven. Auch zum Nachweis von Krankheiten, die unmittelbar die Muskeln schädigen ist die Elektromyografie gut geeignet. Als Nachteil steht dem gegenüber, dass die eigentliche Untersuchung für den/die PatientInnen etwas schmerzhaft ist und von UntersucherInnen spezielle Erfahrung verlangt.

Elektroneurografie: Messung elektrischer Nervenaktivität

Die Elektroneurografie kann nicht nur Informationen über Nervenfasern liefern, die der Steuerung von Muskeln dienen („motorische“ Fasern) sondern auch über Fasern, die Sinneswahrnehmungen aus den Extremitäten zum Gehirn transportieren („sensible“ Fasern). Besonders wertvoll ist die Elektroneurografie bei der Erfassung von Schäden der äußeren Hüllen von Nervenfasern. Zu derartigen Schäden kommt es typischerweise, wenn über längere Zeit Druck auf den Nerven einwirkt, der Nerv also „eingeklemmt“ ist, oder bei bestimmten Entzündungen. Leider ist auch die Elektroneurografie nicht ganz schmerzlos, da hierbei die untersuchten Nerven mit spürbaren Stromimpulsen gereizt werden müssen.

Was geschieht bei der Elektromyografie und der Elektroneurografie?

Bei der Elektromyografie wird in den Muskel, der untersucht werden soll, eine dünne Nadel eingestochen. Von dieser Nadel werden mit einem dünnen Kabel die elektrischen Signale aus dem Inneren des Muskels zu einem Untersuchungsgerät transportiert, dort auf einem Bildschirm dargestellt und über einen Lautsprecher wiedergegeben. Während der Untersuchung soll der Muskel entspannt sein oder nach Aufforderung ein wenig angespannt werden.

Für die Elektroneurografie werden kleine Metall- oder Kunststoffplättchen (=Elektroden) auf die Haut geklebt und durch dünne Kabel mit dem Untersuchungsgerät verbunden. In einem gewissen Abstand davon wird eine Reizelektrode auf die Haut gesetzt - ein kleiner Kunststoffblock, der zwei Metallknöpfe enthält, die ebenfalls mit dem Untersuchungsgerät verbunden sind. Durch die Reizelektrode kann der darunter liegende Nerv mit äußerst kurzen und genau dosierbaren Stromimpulsen elektrisch gereizt werden.

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Neurografische Messung des Nervus medianus. © UKJ/Klin. Medienzentrum/I. Rodigast

Wichtige Untersuchung mit wenig Risiko

Nein. Natürlich kann man sich vorstellen, dass der Nadelstich, der bei der Elektromyografie nötig ist, zu Blutungen oder Infektionen führen kann, oder dass die Stromimpulse bei der Elektroneurographie einen Schaden hinterlassen. Durch die Verwendung geeigneter Materialien und Geräte und durch das Einhalten von Sicherheitsregeln wird das Risiko, dass so etwas tatsächlich eintritt, außerordentlich gering gehalten. So ergab eine Untersuchung zu diesem Thema, bei welcher die Folgen von über 200.000 einzelnen neurophysiologischen Untersuchungen analysiert wurden, keine einzige schwerwiegende oder bleibende Schädigung.

Nicht angenehm – aber auch nicht sehr schmerzhaft

Die Schmerzen beim Einstich der Elektromyografie-Nadel entsprechen ziemlich genau denen einer einfachen Blutabnahme. Die Bewegungen der Nadel während der Untersuchung sind in der Regel schmerzlos, da das Innere der Muskeln zum größten Teil nicht schmerzempfindlich ist. Die Unannehmlichkeiten, die die elektrischen Stromimpulse der Elektroneurografie hervorrufen, werden von den meisten PatientInnen als gering oder jedenfalls erträglich eingeschätzt. Wer einmal einen elektrischen Weidezaun berührt hat, kennt die Art dieser Missempfindungen – die Stärke ist bei der Neurografie in der Regel geringer als am Weidezaun.

In weniger als einer Stunde ist alles vorbei

In der Regel dauert die Untersuchung eines Nervens oder eines Muskels nur wenige Minuten. Je nach den Umständen des einzelnen Falles kann es aber notwendig sein, mehrere Nerven oder Muskeln zu untersuchen, sodass die Gesamtdauer der Untersuchung nicht gut vorhergesagt werden kann. Mehr als eine Stunde kommt allenfalls in seltenen Ausnahmefällen zusammen.

PatientInnen müssen bei der neurophysiologischen Untersuchung nicht nüchtern sein, sie können vorher und nachher ihre Mahlzeiten wie gewohnt zu sich nehmen. Auch Autofahren ist erlaubt - die Untersuchung hat keinen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit.